120
untergrub die Wälle und sprengte sie mit Pulver in die Luft. Es schien, als ob Wien ein gleiches Schicksal wie Magdeburg haben sollte. Da, als die Noth am größten war, erschien Hilfe. Ein Heer unter dem Polenkönig Johann Sobiesky, dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg Iii, und anderen Führern, 80000 Mann stark, nahte zum Entsätze herbei und pflanzte, den Wienern zum Zeichen, auf einem nahe gelegenen Berge eine große Fahne auf. Am nächsten Tage begann die Schlacht. Die Türken hielten der deutschen und polnischen Tapferkeit nicht Stand. In wilder Flucht zerstoben sie und ließen ihr Lager in den Händen der Sieger. Unermeßlich war die Beute an Kanonen, Zelten, Schlachtthieren, Lebensmitteln und an Gold und Silber; eine schönere Beute aber fand der Bischof von Wien: es waren 500 Christenkinder, die die Türken geraubt und mit fortgeschleppt hatten; er nahm sich der Armen an und sorgte für sie. Nicht allein das befreite Wien, ganz Europa jubelte bei der Nachricht dieses Sieges; nur Ludwig grollte.
4. Wenige Jahre später begann der letztere schon wieder einen Raubkrieg gegen Deutschland. Und als die Deutschen sich gegen den Rhein wandten, ihre Grenze zu schützen, da befahl der „allerchristlichste" König, das schöne, gesegnete Land in der Pfalz in eine Wüste und Einöde zu verwandeln, um ihnen den Krieg am Rhein unmöglich zu machen. In Heidelberg wurde das Schloß zur Ruine gemacht, die Stadtmauern gesprengt und die halbe Stadt in Asche gelegt. In Mannheim mußten die Bürger selbst mit an der Zerstörung der Festungswerke und Gebäude arbeiten, dann äscherte man die Stadt ein und trieb die Bewohner hungernd und nackt in die Winterkälte hinaus. Gleiches Schicksal hatten eine Menge andrer Städte und Dörfer; die armen Bewohner wurden, wenn sie das Ihre retten wollten, erschlagen, und überall fand man die Leichen elender, erfrorner Menschen. Die Bauern zwang man sogar, das eigene, im Felde stehende Getreide umzupflügen. „Der König will es" war die einzige Antwort der französischen Anführer, wenn die unglücklichen Einwohner um Schonung flehten. Auf ihren Verzeichnissen, die sie von Frankreich ans erhalten hatten, standen die Namen von 1200 Orten, die alle niedergebrannt werden sollten. —
Zwar raffte sich Deutschland diesmal auf und kämpfte im Bunde mit andern Staaten ernst gegen die Mordbrenner; aber im ganzen konnte es doch nur wenig ausrichten, seine Führer waren zu uneinig. Trotzdem bequemte sich Ludwig nach einigen Jahren zu einem billigen Frieden, in dem er einen Theil des von ihm Eroberten freiwillig wieder heraus gab. Er that dies aber nur, weil er sein Auge schon auf noch größere Eroberungen gerichtet hatte.
5. Bald nachher starb nämlich der spanische König, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Zwei Bewerber fanden sich um den erledigten Thron: Ludwig wollte ihn für feinen Enkel Philipp, Leopold für feinen zweiten Sohn Karl haben. So entbrannte im Jahre 1700 ein neuer Krieg; man nennt ihn den spanischen Erbfolgekrieg; leider
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sobiesky Johann Johann_Georg_Iii Johann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Wien Wien Europa Deutschland Rhein Rhein Heidelberg Mannheim Frankreich Deutschland
166
Englands beseitigt schin, was der Eröfnung des Feldzuges
im Wege gestanden hatte, brach in Polen eine Revolution
aus/ welche auf die Verhältnisse Preussens notwendig
wider einen großen, und zwar in Beziehung auf den Krieg
gegen Frankreich einen retardirenden Einfluß haben muste.
Kosziufzko *) war nach dem Kampfe, der die zweite
früher erzälte Teilung Polens zur Folge harte, nach Pa-
ris gegangen; hatte vom Convente die Zusage der Un-
terstützung wenigstens durch Geld erhalten, und seit An-
fänge des Jahres 1791, wo er wider in Sendomir war,
war die polnische Nation, wütend über das ihr zu Teil
gewordene Schiksal, in Gärung. In Wolhynien und Po-
dolien lag ein russisches Corps unter Soltikof; ein an-
deres unter Repnin zwischen Minsk und Riga und im
Königreiche Polen selbst war Jgelström als Bevolmächtig-
ter der Kaiserin mit einem dritten Heere. Preussen hatte
*) Berliner Kalender auf das Gemeinjahr 1839. S. 163.,
„Im October des Jahres 1746 zu Siechnowice in der litthauischen
Wojewodschaft Brzesc, auf dem linken Ufer des Bug, geboren,
der Sohn adelicher, mittelmäßig begüterter Aeltern, hatte er schon
als Knabe, in wenn auch schlechten Uebcrsehungen des Plutarch,
genug von großen Männern gelesen, um früh an die Heiligkeit
einer glühenden Vaterlandsliebe und eines unbeugsamen Rcchtsge-
füls glauben zu lernen. An diesem Glauben hatte der Faden sei-
nes ganzen bisherigen Lebens sich fortgesponnen. Die Lebendig-
keit , mit der dieser Glaube auch ferner in ihm wirkte, und der
Ernst mit dem er später die Grenzen dieser Wirksamkeit erkante,
macht ihn zu einer der ehrwürdigsten Erscheinungen, welche die
Geschichte aller Völker aufzuweisen hat. Im Cadettcncorps zu
Warschau hatte er sich vor allen Milzdglkngen hervorgetan; der
tüchtigste Privatflciß schuf ihm Kenntnisse in den Kriegswißenschaf-
ten, wie sie in Polen damals selten waren. Nach seiner Rükker
aus Frankreich, wohin er zu Erweiterung seiner Kentnisse gegan-
gen war, erhielt er eine Compagnie. Eine heiße Jugendliebe, die
der decidirte Magnatenstolz des Vaters stiner Geliebten zu einer
hofnungslosen machte, veranlaßte ihn 1778 aus dem Dienste sei-
nes Vaterlandes zu scheiden, um an dem nordamerikanischen Frei-
heitskampfe Teil zu nemen. Nach dem Versailler Friden^ brachte
er einen Mut, der in mancher entscheidenden Stunde geprüft war,
eine in fünf Feldzügen gereifte Erfarung, die feurigsten Wünsche
für seines Vaterlandes Not und außerdem eines Washington hohe
persönliche Achtung nach Polen zurük. Seine Verdienste im Feld-
zuge von 1792 sind oben erwänt. Als Stanislaw August der
Targowicer Conföderation beigerreten war, gieng er nach Sachsen.
Das Verlangen, noch einmal den Säbel für sein Vaterland ziehen
zu dürfen, hatte ihn dahin begleitet. In Leipzig, wo ihn die
Abgesandten des patriotischen Vereins aufgesucht hatten, leistete
er das Versprechen, daß Polen auf ihn zälcn könne." —
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Extrahierte Personennamen: Kosziufzko Ernst August
Extrahierte Ortsnamen: Polen Frankreich Polens Sendomir Wolhynien Minsk Riga Polen Preussen Warschau Polen Frankreich Polen Sachsen Leipzig Polen
324
Anker gegangen sei. Er überließ es Murat, die Mame-
lucken zurükzutreiben. Sofort fürte er selbst sein Heer dem
Pascha von Rumelien, Seidman Mustapha, der mit einer
Armee gelandet war, entgegen. Diese türkische Macht war
18,000 Man stark, hatte zalrciche Artillerie und hatte die
von der französischen Armee bei dem Schloße von Abukir
leicht hergestelten Schanzwerke sofort genommen. Demohn-
erachtet sigte Buonaparte am Loten Juli 1709 volständig
über sie. Der Pascha selbst ward gefangen. Der größte
Teil seiner Leute fand in der Schlacht oder im Meere den
Untergang, und der Rest muste sich nach wenigen Tagen
im Schloße von Abukir ergeben. Diese ganze feindliche
Armee war vernichtet.
So weit war Buonaparte in seinem Sigeslaufe im
Oriente gekommen, als ihn die Verhältnisse Frankreichs,
und die Unmöglichkeit, nach Syriens Verluste und bei der
Ueberlegenheit der Engländer zur See, in Aegypten so
Großes ausznfüren als er sonst wol im Sinne gehabt hatte,
nach Frankreich zurükfürten. Eine Partei in Frankreich
welche alle Mangel der Directorialregirung überschaut, und
in Buonaparte den Man erkant hatte, der allein die Zu-,
gel in diesen Zuständen zu füren im Stande sei, hatte
ihn schon vor seiner Abreise aus Frankreich aufgefordert,
sich an die Spitze einer Bewegung zum Umstürze des Di-
rectoriums zu stellen, und der Republik eine zwekmäßigere
Verfaßung zu geben. Buonaparte sol damals alle solche ,
Anträge mit den Worten abgelent haben: La pone »’est
pas mure. — Seitdem war er in der Phantasie der Men-
schen ins Risenhafte gewachsen. Die französischen Verhält-
nisse hatten aber sich in neuer unheilbarer Verwirrung ent-
wickelt — da blikte alles auf Buonaparte als auf einen
Netter, und er hatte die Wal zwischen dem Loße eines in
einer Art freiwilligen Erstes unbedeutend werdenden, und
dem eines im Vaterlande alles bestimmen könnenden. Er
wälte das leztere. In Frankreich fonte sich Buonaparte
als eine notwendige Person ansehen; es war also natür-
lich, daß er den Beschluß faßte, dahin zurükzukeren, ehe
der Glanz des Lorbeers, den er in Aegypten errungen
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515
ten, hinrichten; allein der Mufti erklärte ihn demohner-
achtet für unwürdig des Kalifates; die Aufrürer beharten
dabei, ihn zu entthronen. Als sie nach dem Serail zogen,
fanden sie die Revolution hier schon volbracht. Der Sul-
tan selbst hatte seinen Neffen Mustapha auf den Thron
gefürt. Er hatte sich nachher vergiften wollen, sich aber
auf Mustaphas Versprechen, ihn allezeit als Freund be-
handeln zu wollen, lebendig in die Gemächer der Prinzen
bringen laßen. Die si'gende Faction traf nun sofort Vor-
kerungen, um weitere Acnderungen in den türkischen Ein-
richtungen zu hindern, aber im ganzen Reiche ward die
vorgegangene Umwälzung eine Wurzel von Unordnungen,
von Ausgelaßenheiten namentlich der Ianitfcharen. Mehrere
Paschas leisteten keinen Gehorsam; Arabien ward von den
Wechabiten erobert; die Russen erfochten bei Lemnos den
schon erwänten Sig und hatten die Donaufürstentümer
besezt — das türkische Reich schin schon damals aus ein-
ander fallen zu müßen; aber aus demselben Grunde aus
welchem Napoleon Schweden so mild behandelt hatte, nam
er sich der Türken an, und bot wie wir gesehen haben,
seine Vermittelung. Wärcnd des nach dem Tilsiter Friden
mit Russland geschloßenen Waffenstilstandes erhob sich aber
der Pascha von Ruschtschuk, Mustapha Bairaktar, zu
Gunsten Selims und seiner Seimen. Er besezte Constan-
tinopel und sandte am 28ten Juli 1808 dem Sultan Mu-
stapha Iv. den Befelh zu, Selim Iii. wider auf den Thron
zu setzen. Auf den Rat des Mufti ließ Mustapha seinen
Oheim rasch umbringen; Bairaktar stürmte hierauf das Se-
rail, ließ alle Ratgeber Mustaphas tobten und Mahmud Ii.
zum Sultan ausrufen. Er selbst ward Wezir und Se-
lims Projecte wurden erneuert. Allein am 14ten Novem-
der brachen die Ianitfcharen in Aufrur gegen die neue
Regirung los, gewannen bald ganz die Oberhand gegen
die Seimen, und als Bairaktar seinen Untergang entschi-
den sah, sprengte er sich mit einem steinernen Pulverma-
gazin, in welches er seine Feinde erst hatte eindringen
laßen, mit mehreren Hunderten derselben :n die Luft.
Die Seimen erlitten eine volkommene Niderlage. Mah-
33 *
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Extrahierte Personennamen: Mustapha Napoleon Mustapha_Bairaktar
1
665
in der Nähe des Kaisers gehaßt und beneidet ward. Den--
noch solle sein Rat den Kaiser, dieser solle demgemäß die
Armee leiten. Auch die anderen Generaladjutanten des
Kaisers verstunden den Krieg nicht, und Phull hätte, wenn
er sachgemäß handeln wolle, den Kaiser ganz von dem
Gedanken eines eignen Oberbefelhs abbringen oder andere
Anstalten fordern müßen. Er aber gieng in seiner Gedan-
kenwelt einher wie ein Mondsüchtiger auf dem First des
Daches bis er erwachte *).
Russland war in dem Augenblicke des Aufbruches
Napoleons von St. Cloud noch mit England und mit
der Pforte im Kriege. Der Fride mit England ward un-
mittelbar nach Abschluß des Bündnisses von Schweden und
England zu Oerebro ebendaselbst am 18ten Juli hergestelt,
und mit der Pforte waren schon vor diesem Vertrage frid-
liche Verhältnisse widergekert. Der Krieg Russlands ge-
gen das türkische Reich war zum Teil Folge gewesen der
Abmachungen auf dem früheren Congresse Napoleons und
Alexanders zu Erfurt. Um die Anerkennung der Occupa-
tion Spaniens von Russland zu erlangen, hatte Napoleon
an Russland die Moldau und Wallachei preis gegeben.
Die Russen hatten dann die damals noch über einen Friden
mit der Pforte gepflogenen Unterhandlungen abgebrochen
im April 1809 und hatten die beiden Fürstentümer besezt.
Im August 1809 waren sie über die Donau gedrungen;
waren aber an dem festen Lager des Großwezirs bei Schi-
umla gescheitert, und hatten einen noch blutigeren Feldzug
im Jahre 1810 zu füren gehabt, wärend auch die Servier
sich wider gegen die Pforte erhoben. Die Russen hatten
Silistria am 23ten Juni genommen, aber dann im Juli
auch diesmal vergebens den Großwezir angegriffen. Die
Hälfte des russischen Heeres hatte sich sodann zur Be-
lagerung von Ruschtschuk gewendet; die andere Hälfte ward
am 4ten August vom Wezir geschlagen. Dieser erlit jedoch
selbst eine Niderlage als er nun der bedrängten Veste zu
*) S. das über dem Paragraphen angcfürte Werk des. Gene-
rals von Clausewitz.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Alexanders Napoleon August August Clausewitz
Extrahierte Ortsnamen: Russland Napoleons England England Schweden England Russlands Napoleons Alexanders Erfurt Spaniens Russland Russland
Hilfe kommen wolle am loten Sept. Im Jahre 1811 hat-
ten sich die Russen unter Kutusow über die Donau zurük-
ziehen müßen; die Türken aber, welche ihnen folgten, hat-
ten die Hälfte ihres Heeres am 26ten October eingebüßt,
und der Wezir selbst war mit Mühe entkommen. Nach
diesem Verluste hatten die Türken selbst Fridensunterhand-
lungen begonnen zu Bukarest, und am 28ten Mai 1812,
wärend Napoleon in Dresden dem Beginne des Krieges
gegen Russland entgegengieng, hatte dies Reich durch einen
sehr günstigen Friden sich gegen die türkischen Länder hin
eben wider Sicherheit gewonnen. Der Pruth bis zu seinem
Einflüße in die Donau, dann die Donau sotten in Zukunft
die beiden Reiche trennen, und Bessarabien nebst der östli-
chen Moldau Russland vereinigt bleiben.
So fand Napoleon Russland zwar noch nicht mit
Armeen, die den seinigen gewachsen gewesen wären, ausge-
stattet, aber doch auf beiden Flügeln durch vorligende nun
befreundete Territorien gedekt und aus den Angrif gefaßt.
Er überschrit den Niemen vom 23ten zum 25ten Juni.
Am 25ten als die Hauptmasse der Armee übergieng, brach
ein furchtbares Gewitter aus. Die unerträgliche Hitze, welche
vorher geherscht, wandelte sich in unangeneme Küle. Pferde
und Manschaften holten sich am ersten Tage schon den Keim
zu niderwerfenden Krankheiten, und die darauf wider fol-
gende Hitze machte alles mat. In diesen ersten Tagen schon
war der Character des Feldzuges ausgesprochen d. h. die
Russen überließen dem Lande und dessen Clima die Vernich-
tung der Franzosen und beschränkten sich hauptsächlich da-
rauf die Wirkungen der Naturmächte abwartend zu benutzen.
Phulls Plan lenkte dazu gleich ein, obwol erst die Umstande
dahin wirkten, das sich etwas brauchbares daraus entwickelte.
Er hatte den Gedanken, die russische Armee müße sich zurück-
ziehen, bis sie sich durch sortwärend hinzukommende Eorps
hinlänglich verstärkt, Napoleon sich durch notwendige Deta-
chirungen hinlänglich geschwächt haben würde. Allein Phull
war sehr im Jrtume, indem er glaubte, um dies zu errei-
chen, sei einrükzug von wenig mehr alslomeilen hinreichend.
Die feste Stellung von Drissa, die Herr von Wolzogen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Donau Bukarest Dresden Russland Donau Donau Bessarabien Moldau_Russland Russland
4w
Allster Danzig ward ron dein Schiksale der übrigen pol-
nisch- preussischen Aquisitionen auch das Gouvernement
Bialystok getrent, welches an Russland kam. Russland
und Preussen erkan.en Joseph Buonaparle als König von
Neapel, Louis Buonaparle als König von Holland, Je-
rome Buvnaparte als König eines neu zu errichtenden
Königreiches Westfalen an, so wie den ganzen Rheinbund,
in allen künftigen Erweiterungen nach bloßer Notisication.
(Der Kurfürst von Sachsen war demselben, nachdem er am
Ilten Dec. 1806 seinen Scparatfriden mit Napoleon defi-
nitiv abgeschloßen hatte, bereits beigetreten und hatte am
20ten Dec. den königlichen Titel angenommen.) Alle preus-
sischen Hafen und Küsten sollen bis zum Friden Napoleons
mit England den englischen Schiffen und dem englischen
Handel geschloßen bleiben, zu Abschluß dieses Fridens wolle
Napoleon Russlands Vermittelung annemen, wogegen
Russland die Moldau und Wallachei zu räumen, Waffen-
stilstand mit der Pforte zu schließen und für Unterhand-
lung des Fridens mit derselben Napoleons Vermittelung
anzunemen hatte *). Solté England die russische Vermit-
telung zum Friden binnen Monatsfrist nicht annemen, so
machte sich Russland anheischig, mit Napoleon gemein-
schaftliche Sache gegen England zu machen. Uebrigens
garantirten sich alle drei Friden schließenden Machte wech-
selseitig ihre Staten, und der Fride mit Preussen bestimte
noch besonders, daß über die Zurükgabe und Räumung
der von den Franzosen occupirten Provinzen lind Vestun-
gcn eine eigne Convention abzuschließen, und in dieser das
Nähere zu bestimmen sei. Diese Convention ward dann
*) Die Hauptdata des mit dem französisch - preussischen Kriege gleich-
zeitigen russisch-türkischen geben wir hier nur kurz an: General
Sebastian!, 1806 von Napoleon nach Constantinopel gesandt, halle
einen außerordentlichen Einfluß aus den Divan zu gewinnen gc-
wüst Die Russen, durch dies Verhältnis bedrot, besezten, um
sich zu sichern im Nov. 1806 die Moldau, worauf die Pforte am
7len Jan. 1807 den Krieg erklärte. Die bedeutendste Aclion des
Krieges war die Seeschlacht von Lemnos am Uten Juli 1807 in
welcher die Russen sigten, ohne daß der Sig weitere günstige Fol.
gen gehabt hätte, denn der Fride von Trlsit leitete alobalo euren
Waffenstilstand ein, der um 24tcn Äug. zu Sloboja geschloßen
ward.
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Buonaparle Louis_Buonaparle Napoleon Napoleons Napoleon Napoleons Napoleon Sebastian! Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Russland Russland Preussen Neapel Holland Westfalen Rheinbund Sachsen Napoleons England Russlands Russland Napoleons England Russland England Staten Constantinopel
5j4
Gustav erhielt im Laufe des Jahres 1809 die Er-
laubnis mit seiner Familie nach Süddentschland und der
Schweiz zu gehen, und ward nebst den Seinigen auf
einer Fregatte übergesezt. Am 18ten Dec. 1809 landeten
sie in Stralsund, am Iten Febr. 1810 kamen sie in Bruch-
sal an. Sein Privatvermögen solle Gustav von den Stän-
den jährlich mit 66,666 Rthlr. Banco verzinst werden.
Er nante sich Graf von Gottorp. Sein Eigensin in allen
Dingen, die er durch Gottes Ordnung festgestelt glaubte,
blib ihm auch im Privatleben — aber eben weil es Eigen-
sin war und nicht liebendes, freundliches Hingeben an höhere
Gesetze, brachte ihn dies abstracte Halten an den Einzeln-
heilen, die sein Verstand mit Gottes Ordnung in Bezie-
hung sezte, oft auf anderen Seiten mit dieser Ordnung
selbst in offenbaren Widerspruch, und ließ einen Geist
mehr und mehr verwildern, der ursprünglich eine edlere
Grundrichtung gehabt hatte. So ließ er sich 1812 von
seiner Gernalin scheiden. Der früher von den Ständen
bestirnte Thronfolger starb dann plözlich am 28ten Mai
1810 und wir werden weiterhin sehen, wie Bernadotte an
seine Stelle trat.
Zimlich gleichzeitig mit der Revolution in Schweden
war eine zweite in der Türkei, wo Sultan Selim Iii. seit
1789 kinderlos auf dem Throne saß. Er war seinem
Volke im Ganzen verhaßt durch Hinneigen zu europäischen
Sitten und Einrichtungen, und besonders war dies der
Fal seit sich jenes freundliche Verhältnis mit Frankreich
durch General Sebastiani entsponnen hatte, in dessen Fol-
ge der bereits erwänie Krieg mit Russland sich entwickelte,
die Engländer ebenfals ihre diplomatischen Veihältnisse zur
Pforte abbrachen und unter Admiral Duckworth einen An-
grif auf Constantinopel selbst versuchten. Im Früjahre
1807 verschworen sich Ulemas und Janilscharen gegen den
Sultan und am 29ten Mai brach der Aufstand, den der
Mufti durch seine Teilname sanctionirte, aus. Selim,
um den Aufrur zu stillen, versprach die Abschaffung der
neuorqanisirten Miliz, der s g. Seimen, und ließ die Gli-
der seines Divan, welche diese Einrichtung begünstigt hat-
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav Gustav Graf_von_Gottorp Bernadotte Sebastiani Admiral_Duckworth
Extrahierte Ortsnamen: Süddentschland Stralsund Gottes Gottes Schweden Frankreich Russland Constantinopel
510
mud muste den Janitscharen alles bewilligen. Er war
aber der einzige übrige Sproß des osmanischen Hauses.
Der Fridenszustand zwischen Russland und der Pforte,
wie ihn Napoleon vermittelt hatte, dauerte nun bis es
gegen Ende des Jahres 1808 den Engländern gelang, ehe
es zu Abschluß eines eigentlichen Fridens zwischen Russ-
land und der Türkei kam, die Pforte wider für sich zu ge-
winnen. Zwischen England und der Türkei ward am 5ten
Jan. 1809 ein Vertrag geschloßen, der den Engländern
alle ihre alten Vorrechte in der Türkei widergab. Bei der
Zusammenkunft Alexanders und Napoleons im Oktober
1808 zu Erfurt hatte Napoleon, uni Russlands Anerken-
nung seiner Verfügungen in Beziehung auf die pyrenäische
Halbinsel zu erlangen, Alexander die Donaufürstentümer
zugesagt, und im Früjahre 1809 brach der Kr'eg zwischen
Russland und der Pforte von neuem aus, der für die lez-
tere um so gefährlicher ward, da es den Russen gelungen
war, die Servier zum Aufstande zu bringen Cs kan hier,
nicht der Ort sein in das Detail dieses Krieges, der
überdies weit über andere dazwischen fallende Begeben-
heiten in Europa hinausgreift, einzugehcn. Im Jahre
1811 zogen sich die Russen nach Sprengung der Veste von
Ruschtschuk ganz auf das nördliche Donauufer zurük, und
eben als ein unvorsichtig über die Donau gedrungenes Tü»
kenheex von ihnen gefangen genommen worden war, än-
derten sich die Verhältnisse im übrigen Europa durch den
französisch-russischen Krieg dahin, daß Russland und Eng-
land wider in freundlichen Verhältnissen waren, daß die
Pforte, troz aller Abmanungen Napoleons am 28ten Mai
1812 zu Bukarest mit Russland definitiv Friden schloß
und Russland auf diese Weise einen freien Rücken
gewan.
Betrachten wir nun die Verhältnisse der pyrenäi«
schen Halbinsel, die zunächst nach dem Friden von Til-
sit Theater der Unternemungen Napoleons ward, erwas
näher. Für diese Verhälnisse war von größter Wichtigkeit
eine höchst unwürdige Person, welche alle Sünden der
früheren spanischen Regirungen steigerte und gewissermaßen
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allezeit gesucht," sprach er, „so wie Gustav Adolf zu leben; vielleicht erweist mir Gott die Gnade und läßt mich auch so sterben wie er." August verlor Hoffnung und Mut; im Frieden zu Altranstädt —1706 verzichtete er auf die polnische Krone und versprach, sein Bündnis mit dem russischen Zar zu lösen. Trotzdem blieb Karl noch ein Jahr in Sachsen. das seine Truppen verpflegen und neu kleiden mußte. Dann wandte er sich noch einmal gegen Peter den Großen.
Dieser hatte, während Karl in Polen und Sachsen beschäftigt war, von den Ländern am finnischenmeerbusen Besitz genommen und in Ingermannland, andermüuduug der Newa, eine neue Stadt — St. Petersburg — gegründet, öchiiell war ]te in der sumpfigen Niederung entstanden, denn viele Taufende von Arbeitern waren aus allen Teilen des weiten Reichs zusammengetrieben worden; in Ermangelung von Schubkarren, die die Russen noch nicht kannten, trugen sie die Erde in den Schößen der Röcke herzu. Nicht weniger schnell hatte sich durch des Zaren Machtwort die neue Stadt mit Bewohnern gefüllt.
Peter dem Großen war bange um feinen neuen Besitz, als Karl gegen ihn zog. Aber plötzlich verließ dieser die eingeschlagene Richtung auf Moskau und wandte sich südwärts in die Ukraine (—■ vom Dnjepr durchflossen). Dort sollte er Lebensrnittel, Kriegsmaterial und Truppen in Menge finden — so hatte es ihm der feurige Kosakenhauptmann Mazeppa versprochen, der sich mit schwedischer Hilfe von der russische» Oberherrschaft frei zu machen gedachte. Allein Karl zog in fein Verderben. Die Regengüsse des Herbstes erzeugten Krankheit und zerstörten die Wege; der grimmigen Kälte des folgenden Winters erlagen Taufende der Schweden; andre wurden ein Opfer des wütenden Hungers oder des nachdrängenden Feindes. Dazu erwiesen sich Mazeppas Versprechungen als Täuschung. Endlich war Pultawa, die Hauptstadt der Ukraine, erreicht. Aber vergeblich hatten die Schweden gehofft, hier ihrem Mangel abzuhelfen. Ohne Geschütz, vermochten sie nicht, die wohlbefestigte und wohlverteidigte Stadt zu erobern. Dazu nahte Peter mit einem bedeutenden Heer. Bei Pultawa kam es 1709 zur Schlacht. Am Fuße verwundet, mußte Karl die Leitung derselben einem seiner Generale überlassen. Das schwedische Heer wurde vernichtet; mit geringer Begleitung floh Karl in die nahe Türkei. Ehrenvoll wurde er hier ausgenommen: der Sultan behandelte ihn als seinen Gastfreund; er ließ ihm in der Nähe von Bender (— am Dnjestr, nicht weit von Odessa) ein Lager errichten und gewährte ihm allen nötigen Unterhalt. Rücksichtslos nahm Kart die türkische Gastfreundschaft in der ausgedehntesten Weise in Anspruch. Seinem stolzen Geiste widerstrebte es, als Besiegter in fein Land zurückzukehren. Die Türkei zum Kriege gegen Rußland zu reizen und an der Spitze eines türkischen Heeres von neuem gegen den Zar zu ziehen, war sein heißester Wunsch. Das erstere gelang ihm; die Türkei erklärte Peter den Krieg; der Oberbesehl aber ward dem türkischen Großvezier übertragen. Peter brach in der Moldau ein,
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